Raumbasis Zwischennutzung: Einladung in die Annenstraße 56

RAUMBASIS und Reinhard Kleindl laden ein:
am Sonntag, 23. April 2017, ab 16.00 Uhr
Annenstraße 56, 8020 Graz

TEXTLABOR

anlässlich des Welttag des Buches
in Form einer eintägigen Leerstandszwischennutzung

Ein Nachmittag für Schreibende und ihre Methoden. 
Ein Ort, wo die Grenzen zwischen Technologie, Philosophie, Science Fiction, Experiment, Schaffensdrang und Kaffeetrinken verschwimmen und sich auflösen.
Ziel ist der Austausch von Ideen und die Entwicklung neuer Arbeitsmethoden.
Das Textlabor ist eine einmalige Veranstaltung zum Tag des Buchs, auf Initiative von Reinhard Kleindl (www.buchwerk.at).
„Wir werden uns mit Schreibmethoden auseinandersetzen und gemeinsam mit Freunden und Interessierten an neuen Texten arbeiten. Den Raum dafür stellt RAUMBASIS zur Verfügung, eine von der Abteilung für Wirtschafts- und Tourismusentwicklung geförderte Initiative zur Aktivierung von Leerstand durch Zwischennutzung. Der Nachmittag wird sich zwischen Praxis und Philosophie bewegen, ohne Berührungsängste mit Technik. Wir interessieren uns konkret für Spracherkennungs-Software, 10-Euro-PCs, Cloud-Dienste, Satzprogramme, Textadventures und 1337.
Dem wollen wir historische Schreibmedien gegenüberstellen, insbesondere mit Schreibfeder, Schreibmaschine und einer römischen Schiefertafel, die wir zum Ausprobieren vor Ort haben. Hinter all dem steht für uns die Frage, ob die Methode Teil der Geschichte sein kann. Um 19 Uhr geben wir Interessierten einen Überblick über unsere Aktivitäten.“
16.00 – 19.00Uhr
Textlabor für Grazer Literaturschaffende und Berufsschreibende
19.00 – 20.00 Uhr
Lesung und Präsentation
Im Detail:
Methode und Werkzeug haben für die meisten Kunstrichtungen zentrale Bedeutung. In der bildenden Kunst ist der Pinselstrich ist ein gestalterisches Element, die Zusammensetzung der Farbe ist oft wichtiger als das Motiv. In der Musik spielt das Instrument als Werkzeug die wesentliche Rolle. In der Literatur scheint diese Ebene zu fehlen. Schmierzettel oder Pergament, Schreibmaschine oder PC, für die Geschichte hat das keine Relevanz, die Methode ist am Ende, nachdem das Buch gedruckt, der Text online ist, nicht mehr feststellbar. Ein im Gefängnis sitzender Aktivist könnte im Geist Manifeste verfassen und auswendig lernen, vorbereitet für bessere Zeiten – niemand könnte ihm absprechen, dass das, was er tut, Schreiben ist. Literatur ist reine Information, wie das Messergebnis eines wissenschaftlichen Experiments.
Diese Behauptung ist in mehrerer Hinsicht ungenau: Die Methode, Literatur festzuschreiben und zu verbreiten, hat zu einigen der größten Umbrüche der Menschheitsgeschichte geführt. Dass Homer seine Mythen nicht nur erzählte, sondern aufschrieb, machte ihn weltberühmt, der Buchdruck machte die Gutenberg-Bibel zu einem der wichtigsten und wertvollsten Bücher, das Teilen von wissenschaftlichen Artikeln über ein elektronisches Netzwerk war die Geburtsstunde des Internet.
Für Schreibende hat die Methode meist große persönliche Bedeutung. Manche schreiben lieber auf Zetteln und verzieren diese kunstvoll, andere tippen mit ihren Zeigefingern auf schweren Schreibmaschinen, wieder andere sprechen ihre Texte in Aufnahmegeräte.
In der Populärkultur werden Methoden der Informationsverarbeitung in den Science-Fiction-Genres Cyberpunk und Steampunk thematisiert. Während Cyberpunk heute zum Teil mit der Realität kaum noch mithalten kann – Cyberpunk kann in diesem Sinn nicht mehr als Science-Fiction gelten, sondern sollte als überzeichnete Gegenwartsliteratur gelesen werden –, sucht Steampunk einen neuen Blickwinkel auf die Gegenwart, indem es aktuelle Technologien in ein fiktives Dampfmaschinenzeitalter verlegt, und macht so die Tragweite der Veränderungen, mit denen wir konfrontiert sind, begreifbarer.
Das Textlabor dient zum Austausch über diese Fragen und zur Suche nach konkreten Ansatzpunkten, den Schreibprozess zu verändern.
Wir freuen uns über Euer kommen!
RAUMBASIS und Reinhard Kleindl